Gestern hatte ich das grosse Glück einer Begräbniszeremonie im Tana Toraja auf Sulawesi beiwohnen zu können.
Für die Zeremonie wird ein grosser Platz, der Rante, hergerichtet, um den herum Hütten für die Gäste gebaut werden.Gäste kommen in Scharen, zu Hunderten. Die Ranghöchsten sitzen unter den Reisspeichern, die anderen drum herum. Es ziemt sich nicht, vor den Reisspeichern zu stehen und die Sicht zu verdecken.
Plötzlich wird ein roter Teppich ausgerollt. Grosser Bahnhof für die Ankunft von Seiner Exzellenz Sri Datu Luwu XXXX, Andi Maradang Makkulau, König von Luwu.
Am ersten Tag des Zeremoniells – das Ganze dauert Tage bis Wochen – treffen die Gäste ein. Und in einer Prozession wird der Leichnam vom Haus des Verstorbenen zu diesem Platz gebracht. Zuerst kommen die Gastgeschenke, Büffel, Schweine, Reis, Zigaretten. Über diese wird peinlich genau Buch geführt, es gilt sich bei einer nächsten Zeremonie die Gastgeschenke zu revanchieren. Auch die Regierung führt Buch über die ankommenden Wasserbüffel, darauf ist eine Steuer zu entrichen.
Es folgt die Wittwe in einer schwarzen, geschlossenen Sänfte. Sie wird jedoch relativ unsanft durch die Gegend getragen und immer wieder unter lauten Rufen geschüttelt…Dahinter folgt das Tau Tau, eine Holzfigur, welche den Toten darstellt. Zahlreiche Frauen tragen ein rotes Tuch über sich. Dieses ist mit der aufwändig gebau-ten Sänfte auf der der Sarg liegt verbunden.
Auf dem Rante wird das Dach der Sargsänfte abgebaut und der Totenschrein auf einen Turm zur Aufbahrung während des Totenfestes gehievt…
Die ganze Szenerie ist laut, es wird viel gelacht, gerufen. Der Narr begleitet alles mit Tanz und Spass. Das Leben auf Erden ist für die Torja ist nur Übergang ins Puya, ins Jenseits. Auf der Zeremonie wird das Leben des Verstorbenen gefeiert.
Nun ging es den Büffeln wortwörtlich an den Kragen, Der Schlächter wartet den Moment ab, in dem der Büffel den Kopf hebt, um mit einem gezielten, wuchtigene Schlag mit der Machete die Halsschlagadern aufzutrennen. Das Tier blutet aus und wird umgehend zerlegt, das Fleisch auf die Gäste aufgeteilt.Der König macht einen Rundgang und begrüsst die Gäste und nimmt mit dem Gefolge in der Königsloge Platz.
Vor dieser wird ein Tanz aufgeführt. Die Männer im Kreis lassen in rituellem Gesang das Leben des Toten Revue passieren…
In der Grossküche herrscht Hochbetrieb, es müssen gegen 1000 Gäste versorgt werden.
Es wird gepost…
Und am Nachmittag messen sich die stärksten Büffel im Kampf…
Nach sieben Stunden verlasse ich voller Eindrücke und tief bewegt das Fest…
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Sehr schön beschrieben Andrea.
Wer war der Verstorbene?
Liebe Grüße aus Berlin
Jens
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Danke, Jens… Den Namen des Verstorbenen konnte ich mir nicht merken, auf jeden Fall ein Adliger, denn so grosse Feiern können sich nur die Reichen leisten. Der Leichnam wird lange, sehr lange, manchmal monatelang, zuhause aufgebahrt, um die Kohle zusammenzubekommen. Um nicht zu verwesen, wird die Leiche mit Formalin behandelt und mumifiziert.
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Interessante Schilderung und tolle Fotos Andrea. Danke und Gruss aus der Schweiz
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merci thomas 🙂
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Sehr cooler Bericht. Freue mich schon auf Sizilien im Oktober. Beste Grüße Dieter
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